Vererbung: F1, F1b… oder was?

In letzter Zeit erreichen mich häufiger Anfragen nach „Goldendoodles F1“ – die Interessenten haben sich demnach also ein wenig umgeschaut, was es so für Abstammungslinien beim Goldendoodle (und natürlich anderen Säugetieren) gibt.

In der Vererbungslehre steht das „F“ für Filialgeneration. Dem steht die „Parentalgeneration“ gegenüber, die sich auf die Eltern der ursprünglichen Zuchtlinie bezieht.

Chaparal, der „Stammvater“ unserer gegenwärtigen Zuchtlinie, reinrassiger Großpudel und Vater von Ally

„F1“ kennzeichnet die erste Abstammungsgeneration aus der Verpaarung der Ursprungsrassen Pudel und Golden Retriever. Unsere Maggie ging 2012 aus so einer Verpaarung hervor und ist demnach ein F1-Goldendoodle.

2016 verpaarten wir Maggie (F1) erstmals mit einem Königspudel (P). Da sich die Klassifizierung der nachfolgenden Abstammungslinie immer an der niedrigsten (also „ursprünglichsten“) an der Verpaarung beteiligten Generation orientiert, also in diesem Fall einem reinrassigen „P“-Großpudel, ist die daraus entstehende Generation wieder eine F1-Generation – aber weil in diesem Fall die Partnerin nicht reinrassig ist, sondern bereits aus einer Filialgeneration stammt, setzt man ein „b“ oder „B“ dahinter, um die Generation von einer „A“-Klassifikation zu unterscheiden. Also ist unsere Ally eine F1b-Deichdoodle-Dame.

Als Maggie 2020 mit inzwischen acht Jahren in „Rente“ ging (und sich seither nur noch als Amme was dazu verdient ;-)), setzte ich die Zuchtlinie mit Ally fort, verpaarte sie aber nicht wieder mit einem Königspudel und auch nicht einem Golden Retriever, denn weder wollte ich den Anteil des Pudel-Genpools noch weiter erhöhen, noch wollte ich diesen zu sehr abschwächen. Der passende Partner fand sich im F1-Goldendoodle Marley.

Nach der Vererbungslehre gehören nun die Nachkommen von Marley (F1) und Ally (F1b) der zweiten Filialgeneration F2 an – und weil es sich wiederum nicht um zwei Partner mit dem selben Bezug zur Ursprungsgeneration handelt, kommt wieder ein „B“ dahinter.

Ist F2B besser als F1?

Röntgenbild der HD-freien Hüfte von Marley of Talking Hearts

Röntgenbild der HD-freien Hüfte von Marley of Talking Hearts, F1-Goldendoodle und unser derzeitiger Deckrüde

Hunderassen bringen positive Eigenschaften, aber auch negative Erbanlagen in eine Zucht. So gibt es Hunderassen, die Gelenkschwächen – Hüftdysplasie (HD) und Ellenbogengelenk-Dysplasie (ED) – weitervererben können. Auch bei Golden Retrievern tritt diese häufiger auf („Disposition“), weshalb auch unsere Zuchttiere auf HD- und ED-Freiheit untersucht worden sind. Die Verpaarung mit einer anderen Hunderasse mit einer geringeren Disposition wie dem Großpudel führt auch zu einer Verringerung der Dysplasie-Disposition, zumal die Erberkrankungen in der Regel genetisch rezessiv sind, also bei der Verpaarung vom jeweiligen gesunden Gen des Partners „verdrängt“ werden.

Die Wahrscheinlichkeit, Erkrankungen aus den Erbanlagen der Ursprungsrassen „mitzunehmen“, ist also aus meiner Sicht bei F2B geringer als bei F1. Hinzu kommt eine „stabilere“ Weitergabe der gewünschten Pudel-Eigenschaften (Fellstruktur/Allergiker-Freundlichkeit, Intelligenz), ohne dass die gewünschten Retriever-Eigenschaften (Familienfreundlichkeit, Bezug auf den Menschen) dafür wegfallen würden, weil der Pudel diese ja auch mitbringt.

Darüber hinaus kann man beobachten, dass F1B- und F2B-Goldendoodles im Körperbau gegenüber dem F1 mehr vom Pudel „mitbekommen“: Sie wirken etwas schlanker und graziler, hochbeiniger, tragen den Kopf höher an einem etwas längeren, schlankeren Hals. Aber sie sind dennoch klar von einem Pudel zu unterscheiden – dafür sorgen die verbliebenen Retriever-Gene. Abweichungen von dieser Beobachtung sind aber immer möglich, weil insbesondere körperliche Merkmale nicht durchgängig gleich weitergegeben und schließlich auch umweltbedingt durch Ernährung und Aufzucht beeinflusst werden.

Wavy vs. Curly

Der bei F1b und F2B erhöhte Anteil an Pudel-Genen sogt dafür, dass in einem Wurf überwiegend Welpen mit einer lockigeren (curly) Fellstruktur auftreten, während das wellige (wavy) Fell seltener auftritt. Ob man das eine oder das andere bevorzugt, ist für die meisten Menschen eine Frage persönlicher Vorlieben. Nur für Allergiker oder Hundebesitzer, die ihren Goldendoodle zum Therapie- oder Begleithund ausbilden möchten, ist der Zusammenhang der Fellstruktur mit der Wahrscheinlichkeit vorhandener Allergene ebenfalls bedeutsam. Hier gilt ebenfalls der Pudel mit seinem genetischen Erbe als der entscheidende Faktor dafür, dass ein Goldendoodle für Allergiker geeignet ist. Vereinfacht gesagt: Je lockiger das Fell ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Goldendoodle für Allergiker geeignet ist.